G.T.E.V. "Edelweiß" Mainz-Weisenau

In den Jahren 1919 bis 1926 war die Not in Niederbayern so groß, dass die Eltern ihre Kinder in Gegenden verdingen mussten, wo bessere Verdienstmöglichkeiten bestanden, um das Familieneinkommen zu verbessern. So kamen die ersten „Gastarbeiter“ als Jungmägde und -knechte nach Laubenheim, Bodenheim und das ganze rheinhessische Land rings um Mainz. In Weisenau bildete sich ein gemeinsamer Treffpunkt um die Familie Irrgang heraus, die hier mit mehreren Kindern eine Bleibe gefunden hatten.

Am 12. Juni 1926 entstand so unser Verein mit den elf Gründungsmitgliedern Wolfgang Driendl, Franz Irrgang, Jakob Heck, Stefan Irrgang, Max Irrgang, Rosa Heck, Linda Irrgang, Adam Sieglbauer, Hermann Leineweber, August Fischer und Heinrich Lenhardt. Das erste Vereinslokal war in der „Schönen Aussicht“.

Für Arbeitssuchende aus dem Bayrischen Wald wurde der Trachtenverein Weisenau zum ersten Anlaufpunkt, oft aber auch zur ersten Unterkunft bei einem Vereinsbruder. So entwickelte sich der Verein zu einem der größten außerhalb Bayerns - für die Erwachsenen auch als Helfer in verschiedenen Nöten, für die Jungen als Tanzkreis, zur Pflege der Heimatliebe und der heimischen Tracht. Die in Rheinhessen geborenen Kinder wuchsen in diesen Kreis hinein.

Am 30. Juni 1926 hat die erste Plattelprobe stattgefunden und am 30. Oktober des gleichen Jahres konnte die Gründungsfeier verbunden mit einem Oktoberfest unter Mitwirkung der vier Ortsvereine und des Mainzer Trachtenvereins „D’Wendelstoana“ durchgeführt werden. Die Zahl der Mitglieder betrug an dieser Gründungsfeier 35 Personen. In der anschließend stattgefundenen Versammlung wurde der Vorstand gewählt, der sich wie folgt zusammensetzte: 1. Vorsitzender Alois Ries, 2. Vorsitzender Jakob Heck, Schriftführer Hermann Leineweber, Kassierer Franz Irrgang, Beisitzer Wolfgang Driendl und Stefan Irrgang sowie Revisor Adam Stieglbauer.

Unter Mitwirkung des Rhein-Main-Gau Verbandes und einiger Ortsvereine konnte man bereits am 9. und 10. Juli 1927 ein Stiftungsfest verbunden mit der Standartenweihe abhalten.

Im Oktober 1933 konnte der Verein eine Jugendgruppe unter der Führung des Vorplattlers Ludwig Driendl ins Leben rufen und mit regelmäßigen Plattlerproben beginnen.

Im Mai 1934 wurde im Rahmen eines Festes die neue Vereinsfahne geweiht. Infolge des nationalsozialistischen Regimes wurde jedoch das Vereinsleben nach außen hin stark eingeschränkt und die Mitglieder konnten sich nur noch zum kameradschaftlichen Zusammensein im engen Rahmen treffen.

Im Jahre 1936 wurden alle Volkstumsverbände, darunter auch der Rhein-Main-Gau aufgelöst und dem Reichsregime unterstellt.

Der Beginn des Krieges im Jahre 1939 schränkte die Vereinstätigkeit sehr ein und das Vereinsleben ruhte während des Krieges dann vollständig.

Am 23. April 1950 fanden sich einige Trachtenkameraden zur Neugründung des Vereins im Lokal „Ludwigshöhe“ zusammen. Es wurde mit gegenseitiger Hilfe wieder aufgebaut, was zerstört war, es wurde wieder geplattelt und getanzt.

Am 10. Juni 1950 fand die erste Generalversammlung nach dem Krieg statt. Hier wurde Jakob Heck (Gründer des Vereins und „Retter“ der Vereinsfahne und Trachtenpreise) zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Vom 5. bis 7. Juli 1952 wurde das 25-jährige Stiftungsfest verbunden mit dem Rhein-Main-Gau Verbandsfest gefeiert. Man konnte feststellen, dass das alte Können und der alte Geist des Trachtenvereins zu neuer Frische erwacht war.

Im Jahre 1960 wurde Erich Vogl zum 1. Vorstand gewählt.

Das 35-jährige Bestehen wurde vom 3. bis 5. Juni 1961 verbunden mit der Weihe der zweiten Fahne gefeiert.

In der Zeit vom 22. bis 23. Mai 1965 fand in Weisenau das 5. Gau-Jugend-Trachten-Treffen statt. Jugendleiter war zu dieser Zeit Franz Heck.

Ende der 60er Jahre gründete sich die Hauskapelle „Edelweiß-Buam“ unter Beteiligung von Ludwig Hofmann (Ziehharmonika), Erich Vogl  (Trompete), Franz Heck (Schlagzeug) und Alois Triendl (Gitarre und Gesang).

In einem großen Festzelt am Sportplatz feierte man vom 31. Juli bis 2. August 1976 das 50-jährige Vereinsjubiläum. Die Teilnahme von Brudervereinen und der Bevölkerung war sehr groß. Aufgrund des Erfolges dieses Festes, hatten wir einen Fernsehauftritt im Südwestrundfunk in der Sendung „Glaskasten“.

Auf der Weihnachtsfeier am 7. Dezember 1977 wurde Franz Heck zum Ehrenvorplattler ernannt.

1982 wurde der Aktivausflug ins Leben gerufen, der seither jedes Jahr meist im Mai stattfindet und beispielsweise nach Trauchgau im Allgäu, Eging am See, Obing am See, Lenggries, Hinterglemm oder nach Ried im Zillertal führte.

Nach 25-jähriger Vorstandstätigkeit wurde 1984 Erich Vogl zum Ehrenvorstand und Josef Rettinger zum Ehrengeschäftsführer ernannt.

Seit 1986 wird einer alten Tradition folgend jedes Jahr ein Maibaum aufgestellt.

Vom 13. bis 16. Juni 1986 fand mit dem 60-jährigen Gründungsfest verbunden mit dem 72. Gaufest des Rhein-Main-Gau Verbandes das größte Fest in der Vereinsgeschichte statt. Bei sehr heißem Wetter schlängelte sich der Festzug mit mehr als 65 Teilnehmergruppen durch die wunderbar weiß-blau geschmückten Straßen von Weisenau. Die Weisenauer Bevölkerung nahm regen Anteil an diesem Fest. Es wurden zwei Blaskapellen aus der Oberpfalz verpflichtet, die Blaskapelle Weiding sowie die Stadtkapelle Schönsee, mit denen eine herzliche Freundschaft gepflegt wird.

Nach wochenlanger Arbeit konnte am 4. und 5. Mai 1990 ein eigenes Vereinsheim im Keller der Schillerschule eingeweiht werden. Hier werden seitdem Vorstandssitzungen, Geburts- und Ehrentage von aktiven Mitgliedern abgehalten.

Nach 30-jähriger Tätigkeit im Vorstand trat am 8. September 1990 der 1. Vorstand und Ehrenvorstand Erich Vogl zurück. Seit diesem Zeitpunkt leitet Herbert Sauerwein mit seinen Vorstandsmitgliedern die Geschicke des Vereins.

Am 23. September 1990 verweist der Vorstand erstmals darauf, dass der Verein 1991 sein 65 - jähriges Bestehen feiern sollte. Der drohende Golf-Krieg ließ den Verein schließlich von der Vorberei­tung eines Festes absehen. Im Rahmen dieses Festes sollte ein Mann von Seiten der Stadt geehrt werden, der damals dem Verein seit mehr als 35 Jahren und dessen Vorstand seit fast 33 Jahren an­gehörte, zu dieser Zeit aber im 25. Jahre Vereinsgeschäfts­führer war. Es war Josef (Sepp) Rettinger, die „Triebfeder“ des Vereins. Für seine ganz besonderen Verdienste um das Vereinswesen wurde er mit der Rheingoldplakette in Bronze ausgezeichnet. Sie wurde ihm im Rahmen der Weihnachtsfeier am 8. Dezember 1991 überreicht.

Im August 1991 hatten wir einen weiteren Fernsehauftritt bei SAT 1.

Am 28. März 1993 erhielt „Edelweiß“ auf der Gau - Frühjahrstagung in Ludwigshafen mit überwältigender Mehrheit den Zuschlag für das Gaufest 1996.

Das Gaufest vom 7. bis 10. Juni 1996 war verbunden mit der Erinne­rung an die Gründung des V.u.G.T.V. „Edelweiß“ vor 70 Jahren. In dieser Zeit haben ungezählte Frauen und Männer am Auf- und Ausbau ihres Vereins mitgewirkt. Sie haben dies mit der Kraft, der Liebe und dem Idealismus getan, die ihnen ihre Ahnen in der fernen Heimat schon in die Wiege gelegt hatten. Sie haben sie bewahrt und behütet und zum Wohle ihrer Wahlheimat eingesetzt. Sie haben damit Freunde unter den Menschen dieses Landes gewonnen und mit diesen ein gemeinsames Werk geschaffen.

Im Sommer 1998 schlossen sich um Steffen Feldmann sechs junge Musiker zusammen, um eine neue Musikformation zu gründen. Am 1. Mai 1999 fand bei unserer traditi­onellen Maibaum - Aufstellung ihre Premiere als neue Vereinsmusik mit dem Namen „Edelweiß-Spitzbuam“ statt.

Nachdem unser langjähriges Probe- und Veranstaltungs­domizil „Turnhalle“ im Jahr 1995 dem Erdboden gleich gemacht wurde, standen wir immer wieder vor der Frage „wohin?“ Ständig waren wir auf der Suche nach einem geeigneten Ort für unsere Veranstaltungen, nach etwas, wo wir uns „wie zu Hause fühlen“. Wir wechselten in das Casino der Heidelberger Zement­werke, wo wir auch viele schöne und gesellige Stunden verbringen durften. Auch wichen wir einige Male auf die Räumlichkeiten des Kulturheimes aus, wo wir ebenfalls stets freundlich aufgenommen wurden. Aber dennoch verstärkte sich der Vorsatz immer wieder, dass man etwas Eigenes bräuchte. Als dann in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1997 Feuer in der Scheuer der Familie Weber ausbrach und ein Wiederaufbau der Scheuer für sie nicht mehr in Frage kam, mussten Entscheidungen getroffen werden. Und so begannen die ersten Vorgespräche mit den Ehrenmitglie­dern Brigitte und Jakob Weber, dass wir deren Feld­scheuer, in der wir schon so manches Fest feierten, käuf­lich erwerben möchten. Nachdem noch einige Gespräche geführt wurden, kam es schließlich zum „Scheuerkauf“. Am 20. April 1998 wurde alles beim Notar besiegelt. So waren wir nun glückliche Besitzer der „Edelweiß-Scheuer“. In unzähligen Arbeitsstunden und unter sehr großem persönlichen Einsatz haben viele fleißige und fachkundige Hände ehrenamtlich und uneigennützig aus der ehemals landwirtschaftlich genutzten Scheune ein neues Vereins­heim geschaffen. Vom 1. bis 3. Oktober 1999 konnte dann die Einweihung der „Edelweiß-Scheuer“ gefeiert werden.

Auf Empfehlung unseres Oberbürgermeisters Jens Beutel und mit finanzieller Unterstützung der Stadt Mainz er­hielten wir die wohl einmalige Gelegenheit vom 4. bis 6. September 1998 an dem 52. internationalen Folklorefest und Fest der Weinreben in der 530 Kilometer entfernten Mainzer Partnerstadt Dijon, der Hauptstadt Burgunds in Frankreich teilzunehmen. Es war ein anstrengender aber auch hochinteressanter und kurzweiliger Ausflug.

Das 75-jährige Vereinsjubiläum vom 15. bis 17. Juni 2001 wurde wieder mit dem Gaufest des Rhein-Main-Gau Verbandes verbunden. Mit der Ammerthaler Blasmusik wurde eine hervorragende Festzeltkapelle verpflichtet. Der große Festzug am Sonntag wurde durch Schirmherr und Oberbürgermeister der Stadt Mainz, Jens Beutel angeführt.

Im Mittelpunkt stand und steht immer noch die Kameradschaft und die Freude am Brauchtum. Längst hat sich der Verein den alteingesessenen geöffnet, der bayrische Vorfahr ist keine Voraussetzung für den Beitritt - jeder ist willkommen, er muss nur Freude am Brauchtum und Gemeinschaft haben. Man beteiligt sich aktiv am Weisenauer Vereinsleben und nimmt beispielsweise an Altenfesten, Fronleichnamsprozessionen, Schulfesten oder Veranstaltungen im Haus der Jugend in Mainz teil. Bis zum heutigen Tag werden regelmäßig größere Festlichkeiten der Trachtenvereine, Gauversammlungen, Vorplattlerproben oder Gau-Einzelpreisplattln mit viel Erfolg besucht.

Bilder aus dem Jahr 2006


Die Vorstandschaft


Die Jugend


Die aktiven Trachtler


Die Plattlergruppe