Bayern- und Gebirgstrachtenverein e.V. Heidelberg

Auszug aus der Chronik des Bayern- und Gebirgstrachtenvereins e.V. Heidelberg:

Es dürfte wohl die schlechte, wirtschaftliche Lage kurz vor der Jahrhundertwende, so um 1890 in Bayern – ganz besonders in Nordostbayern – maßgeblich daran Schuld sein, dass viele junge, arbeitslose Bayern außerhalb der weiß-blauen Granzpfähle, Arbeit suche mussten.

So kamen viele junge Bayern nach Württemberg – Baden – Hessen usw., wo sie Arbeit fanden und dadurch sesshaft wurden.

Auf diese Weise haben auch in Heidelberg viele der jungen Bayern ihr „Herz“ verloren, blieben aber hier und gründeten eine Familie.

So wird sich auch zwangsläufig im Laufe der Zeit das Bedürfnis ergeben haben, sich zusammenzuschließen, um gemeinschaftliche Erfahrungen auszutauschen, um in gemütlicher Runde in ihrer Sprache heimatliche Lieder zu singen und Musik zu machen und dabei heimatliche Tänze und Brauchtum zu pflegen.

Auf diese Weise entstand am 25. März 1899 in Heidelberg der

„Verein Bayrischer Staatsangehöriger“

Die Namensgebung könnte zu jener Zeit vielleicht durch die nahe Grenze zur Bayrischen Pfalz inspiriert worden sein.

1. Vorsitzender wurde Georg Dietrich.2. Vorsitzender wurde das Gründungsmitglied Heinrich Scheitler.

Zweck des Vereins war:

Die Vereinigung der in Heidelberg lebenden Landsleute – Förderung der Vaterlandsliebe – und die tatkräftige Unterstützung seiner in Not geratenen Mitglieder sowie das gesellige Leben derselben zu pflegen.

Im Jahre 1904 zählte der Verein bereits 84 Mitglieder.

Am 12. Juli 1904 konnte die erste Vereinsfahne geweiht werden. Patenverein bei der Fahnenweihe war unser Bruderverein „Bavaria Weinheim“.

Am 19. Juni 1913 wurde

Ludwig Bürger

zum 1. Vorsitzenden gewählt.

Nach dem 1. Weltkrieg (zwangsläufig ruhte während des Krieges die Vereinstätigkeit) konnte am 7. August 1920 die Vereinstätigkeit mit 94 Mitgliedern wieder aufgenommen werden. So wurde der Verein wieder eine Trachten- und Kindertrachtengruppe aufgestellt. Wegen der inflationären Zeit mussten sich die Frauen ihre Trachten selbst nähen – was besonders heute – den damaligen Idealismus bewundernd schätzen lässt.

Aber trotz dieser miserablen Zeit konnte zu Pfingsten 1924 das

25. Gründungsfest

„gefeiert“ werden. Als Festmusik konnte damals die Musikkapelle des 3. Bayrischen Infanterie Regiment Augsburg gewonnen werden. Der Zeit entsprechend konnte man von einem guten Verkauf des Festes sprechen. Man war allerseits zufrieden.

Weiter war man bemüht, bayrischen Brauchtum erhaltend zu pflegen.

Zwischenzeitlich hat der Verein seinen Namen geändert und so wurde aus den Bayrischen Staatsgehörigen der

Bayernverein Heidelberg

Es schritt die Zeit weiter und eine neue bayrische Generation wurde in Heidelberg mit bayrischem Brauchtum konfrontiert, die aber auch eine breitere Ausbildung forderten.

Die Gründungsmitglieder des Vereins wurden eben auch immer älter und so war es zeitig richtig, dass MICHAEL HELD als gebürtiger Bayer 1932 den

Gebirgstrachtenverein Edelweiß Heidelberg

gründete.

Als jüngerer Trachtler wusste Held, wie er dem Tatendrang der Jugend entgegenkommen konnte. In dem neuen Verein wurde viel gearbeitet und großartiges geleistet.

Der Vorsitzende des Bayernverein

August Winter

und Michael Held als Vorsitzender vom Bayernverein Edelweiß, erkannte sehr schnell, dass zwei Bayernvereine in Heidelberg sinnlos waren. So entstand am 30. Juli 1952 die Vereinigung beider Vereine zum heutigen

BAYERN- und GEBIRGSTRACHTENVEREIN e.V. HEIDELBERG gegr. 1899

Von dieser Zeit an führte Michael Held als erster Vorsitzender des neu entstandenen Vereins mit viel Geschick und als ausgezeichneter Organisator den Verein mit großem Erfolg .

Der praktische Wert der Vereinigung beider Vereine war sehr bald an der stetigen, substanziellen, positive Entwicklung der Vereinsarbeit zu erkennen.

Kulturell wurde der Verein sehr schnell aufgebaut. So entstanden nacheinander

Trachten- Theater- Kinder- Musik- Gesang- Glockenspielabteilungen, die im Laufe der Zeit in Heidelberg einen guten Namen bekamen.

Zum

60. Gründungsfest

im Jahre 1959 wurde vom Verein ein internationales Trachtenfest abgehalten, das von vielen Nationen wie Schweiz – Frankreich – Österreich – Italien u.a.m. besucht wurde. Das Fest fand in Heidelberg großes Ansehen.

Infolge des großen Anklanges dieser Festivität führte der Verein alljährlich im August drei Tage ein großes Bayernfest durch.

Die Feste waren immer gut besucht und in Heidelberg sehr beliebt.

Zum

70. Gründungsfest

1969, das im rahmen des bereits traditionellen, von der Bevölkerung jedes Jahr erwarteten Bayernfest durchgeführt wurde, konnten viele Gauvereine begrüßt werden. Mit dem bei uns gut eingeführten und beliebte Weiß-blauen Karussell aus München wurde das Fest ganz enorm verschönert. Es waren bekannte, große bayrische Künstler, die das Heidelberger Publikum mit ihren Darbietungen verwähnten.

In der Generalversammlung am 11. Januar 1975 stellte

Michael Held

als bekannter und bewährter 1. Vorsitzender des Bayern- und Gebirgstrachtenvereins Heidelberg nach 43-jähriger Vereinstätigkeit sein Amt zur Verfügung. Seine ihm bestimmt nicht leichtgefallene Entscheidung musste nach seiner jahrzehntelangen Vereinstätigkeit akzeptiert werden.

Es folgte bei der Generalversammlung

Sepp Seidl

als 1. Vorsitzender, nachdem er 25 Jahre 2. Vorsitzender war.

Am 8. Januar 1983 wurde

Hans Heigermoser

zum 1. Vorsitzenden gewählt.

Im Juni 1989 konnten wir das

90. jährige Gründungsfest

im Stadtteil Heidelberg-Kirchheim, in welchem der Verein seit 1985 seinen Stammsitz hat, unter großem Anklang der Bevölkerung feiern. Der Festzug, an dem auch viele Gauvereine teilnahmen, war – besonders für die Kirchheimer Bürger – etwas Neues.

Am 16. Februar 1991 wurde unser langjähriger, bewährter und wegen seiner vielseitigen Begabung beliebter 1. Vorplattler

Manfred Lang

mit großer Mehrheit zum 1. Vorsitzenden des Verein gewählt.

Auch weitere Ämter sind einem Generationswechsel unterzogen worden. Im Rahmen der Weihnachtsfeier 1992 wurde Hans Heigermoser zum Ehrenmitglied ernannt. Leider ist der Mitgliederstand durch die Altersstruktur des Vereins in den Jahren 1991 und 1992 auf 120 Mitglieder gesunken.

Am 04. November 1993 verstarb unser langjähriges Mitglied Theodor Fritz. Er war lange Jahre der Vereinsjuwelier und für den Trachtenschmuck zuständig. Er hat eine große Lücke im Verein hinterlassen. Als erfreulich konnte man verzeichnen, dass die Theatergruppe im Jahre 1994 und folgende mit abendfüllenden Volksstücken Theatertourneen durchgeführt hat. Als Ersatz für die früheren Bayernfeste wurde ab 1994 regelmäßig Oktoberfeste und bayrische Abende abgehalten. Ebenfalls 1994 hatte die neu gegründete Goaslschnalzergruppe ihren ersten Auftritt.

Mit 68 Jahren verstarb am 08. Februar unser 1994 langjähriges Ehrenmitglied und Chronist Alfred Ullermann.

Ab 1993 ist der Mitgliederstand erfreulich wieder auf 140 gestiegen. Als Mitglied im Heimatverein Nussloch trat der Bayern- und Gebirgstrachtenverein e. V. Heidelberg im Jahre 1996 bei. Dadurch war es möglich, Veranstaltungen in Nußloch in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Nußloch kostengünstig durchzuführen. Ein Höhepunkt im Vereinsleben war das Sommerfest der Volksmusik mit Stars von Funk und Fernsehen in der Eissporthalle in Wiesloch im Jahre 1997.

Am 16. Oktober 1998 verstarb unser langjähriges Ehrenmitglied Willi Maier. Er war lange Jahre Vereins-Unterkassier.

Im Jahre 1999 begeht der Verein sein 100-jähriges Bestehen. Die Feier fand im festlichen Rahmen in der Festhalle in Leimen am 16. Oktober 1999 statt. Im Jubiläumsjahr fanden außerdem 2 Gauveranstaltungen und 3 Theaterabende statt.

Am 19. April 2001 verstarb unser ältestes Mitglied und Ehrenmitglied Lina Held im stolzen alter von 94 Jahren. Lina Held war die Ehefrau vom früheren 1. Vorsitzenden Michael Held.

Ein lang ersehnter Wunsch des Vereins, ein eigenes Vereinsheim zu haben, scheint im Jahre 2001 in Erfüllung zu gehen. Ein Gebäude im städtischen Eigentum soll Vereinen zur Verfügung gestellt werden. Es sind allerdings aufwendige Renovierungsarbeiten an dem denkmalgeschützten Gebäude nötig. Der vereinsinterne Bauausschuss steht zur Zeit noch in Verhandlungen mit der Stadt Heidelberg. Voraussichtlich können die Arbeiten im Jahre 2003 beginnen.

Aufgrund der vielen Auftritte der Trachtengruppe in den letzten Jahren waren die Vereinsdirndl stark verschlissen. Daher wurden im Jahre 2002 neue Vereinsdirndl angeschafft.

Die aktiven Trachtler und Goasler des Vereins hatten einen kompletten bayerischen Heimatabend am 28. November 2003 in Ketsch-Herrenteich gestaltet, engagiert von einer Agentur in Schwetzingen. Diese Veranstaltung wurde letztendlich von dem Auftraggeber der Agentur boykottiert, so dass unsere Aktiven vor einem leeren Zelt ein 2,5 stündiges Programm absolvierten, da ein Vertrag mit der Agentur bestand. Fazit: das war finanziell gesehen die erfolgreichste Plattler- und Goaslprobe in der Vereinsgeschichte.

Am 27. Juli 2004 begang unser langjähriger 1. Vorsitzender Hans Heigermoser seinen 80. Geburtstag in froher Runde mit der Trachtengruppe und der Stubenmusik.

Nach langen zähen Verhandlungen mit der Stadt Heidelberg konnten dann letztendlich im Frühjahr 2005 die Renovierungsarbeiten am Vereinsheim begonnen werden, und voraussichtlich im Frühjahr 2008 abgeschlossen sein.

In den Jahren 2001, 20034 und 2006 wurden von der Theatergruppe eine Theatertournee mit abendfüllenden Stücken durchgeführt. Die Aufführungen wurden vom Publikum mit großem Interesse aufgenommen.

In den Jahren 2001 bis 2007 gab es ein der Vereinsführung keine Änderung.

Der Mitgliederstand beträgt am 1. Januar 2007 111 Personen. Davon

7 aktive Buam und 7 Dirndl
1 Akkordeonspieler und die Goaslgruppe aus 7 Mitwirkenden
Die Stubenmusi besteht aus 3 Spielern (Hackbrett Zither, Gitarre).




Heidelberg, 01.01.2007

Der Chronist